B.Z. 25.08.2020 – 2022 soll Baubeginn sein – Die unendliche Geschichte von der Sanierung des Gendarmenmarktes

Sie ist die imposanteste Treppe Berlins: Die 30 Stufen hinauf zum Konzerthaus. Was kaum einer weiß: Darunter ist ein Hohlraum. Zutritt verboten! Weil der zu einem neuen Veranstaltungsort werden soll, verzögert sich die Sanierung des maroden Gendarmenmarkts auf unbestimmte Zeit. Wir lüften das Treppengeheimnis.

Seit über zehn Jahren wird über die Gestaltung des Gendarmenmarktes diskutiert. Doch wirklich passiert ist nichts. Die Gründe der Verzögerung sind vielfältig: Planungsdifferenzen zwischen Senat und Bezirk, Finanzierung, Personalmangel. Übertragung des Projekt an Grün Berlin. Zunächst war von 25 Millionen Euro Sanierungskosten die Rede, zuletzt von 10,5 Millionen Euro. Ansonsten ist eigentlich alles geklärt.

Im letzten Jahr hieß es plötzlich, es gibt eine weitere Verzögerung wegen eines Bauprojekt des Konzerthauses, über das aber keiner reden will. Seit Frühjahr 2019 versuchten wir dazu Auskunft zu erhalten und den Hohlraum zu besichtigen. Erst wurden wir immer wieder vertröstet, zuletzt kam die Verweigerung von Infos und des Zutritts. Begründung der Pressestelle des Konzerthauses: „Die Berichterstattung gefährdet das Projekt.“ Wie das? Sie soll es unterstützen.

Das überrascht die Senatsverwaltungen für Verkehr und Kultur. Daniel Bartsch, Sprecher des Kultursenats. „Das Projekt ist uns bekannt. Die Mittel kommen aus einem Bundesprogramm und aus privaten Quellen. Das Land unterstützt einen Antrag zur Nutzung der Lotto-Stiftung.“ Die Bundesmittel betragen vier Millionen Euro.

Sprecherin Dorothee Winden vom Verkehrssenat weiß von keiner Verzögerung des Treppenprojektes. Das sollte aber jetzt beginnen. Doch Fehlanzeige! Frühestens ein Jahr später, wenn überhaupt. Dabei störte ja nicht mal das abgesagte „Classic Open Air.“

Unter der geheimnisvollen Treppe soll ein Showroom für Schulklassen entstehen. Kleine und große Konzertgäste können sich hier später digital auf den Kunstgenuss im Konzerthaus vorbereiten und werden eingeführt. Das Konzerthaus bezeichnet den Veranstaltungsraum als Laboratorium.

Während der Baustart sowohl für das Konzerthaus als auch für den historischen Platz offen ist, gammelt der Gendarmenmarkt weiter vor sich hin. Es gibt unterschiedlichste Steine, überall sind Löcher, lose Klamotten und zerbrochene Gedenkplatten. Viele Stolperfallen. „Der Senat lässt schon über ein Jahrzehnt den schönsten Platz Berlins verkommen“, sagt Frank Keidel (58), Chef des Vereins „Freunde und Förderer des Gendarmenmarkts. „Alles, was getan wurde, ist reine Flickschusterei. Löcher mit Asphaltkleksen füllen. Das ist unwürdig.“

Und was ist nun der letzte Stand? Laut Winden ist im Sommer 2022 Baubeginn und Ende 2024 soll der Gendarmenmarkt fertig sein.